Wirtschaftsmagazine veröffentlichen Einkaufsliste für Kriminelle

Wirtschaftsmagazine veröffentlichen Einkaufsliste für KriminelleInformationen und Neuigkeiten über die Berühmten und Reichen eines Landes sind schon seit dem Mittelalter in allen Gesellschaftsklassen überaus beliebt und haben einen festen Platz in den öffentlichen Medien. Dazu kann man auch die jährlich publizierten Listen des Forbes oder Manager Magazins über die reichsten Unternehmer zählen. Hier werden Informationen wie Namen, Vermögen, Besitzanteile an Unternehmen und Fotos veröffentlicht.

Hypothetische Rechnungen über eine Umverteilung des Besitzes der Einzelnen auf die deutschen Haushalte, wie von N-TV, verdeutlichen das Ausmaß des Vermögens. Diese Informationen bieten eine gewisse Transparenz über die wichtigen Führungspersonen bekannter Unternehmen. Allerdings birgt diese Offenlegung in Kombinationen mit weiteren persönlichen Informationen eine bestimmte Gefahr für die Unternehmer.Diese Gefahren reichen von kriminellen Aktivitäten, bei denen das finanzielle Vermögen angegriffen wird, bis hin zu lebenseinschränkenden und sogar lebensbedrohlichen Gefahren für die jeweiligen Personen.

Verschiedenste Informationen über Vermögen, Lebensumstände sowie Wohn- und Aufenthaltsorte der Unternehmer können in der Presse gefunden werden. Dies bietet Kriminellen einfache Ansätze für weitere Nachforschungen und Planungen von Verbrechen. Die Vergangenheit zeigt mehrere Beispiele, in denen Unternehmer aufgrund ihres Reichtums, der durch die Medien veröffentlich wird, Opfer von Verbrechen wurden.

Die Veröffentlichung privater Informationen bietet einen einfachen Ansatz für die Planung unterschiedlichster krimineller Aktivitäten – angefangen beim Einbruch in das private Wohnhaus bis hin zu Unternehmensgebäuden, um materielle sowie sensible Daten zu stehlen. Aber es besteht auch die Gefahr von Social Engineering, mit dem Ziel, Industriegeheimnisse und Daten herauszufinden. Ein Schutz vor dieser Art Verbrechen ist schwierig. Das Gleiche gilt für die Gefahr der Täuschung auf persönlicher Ebene. Diese Erfahrung hat zum Beispiel Susanne Klatten (BMW) 2007 machen müssen, als sie von ihrem Liebhaber mit Videos und der Veröffentlichung ihrer Affäre erpresste wurde (Beeger, 2013).

Die Bekanntgabe von Aufenthaltsorten erhöht außerdem das Risiko von Entführung und Erpressung, wie das Beispiel Theodor Albrechts (ALDI) von 1972 zeigt. Der Unternehmer überlebte die dreiwöchige Entführung, hatte jedoch mit den Folgen der Traumatisierung zu kämpfen und erlitt einen finanziellen Verlust von sieben Millionen Deutsche Mark (Amann, Tietz, 2012; FAZ, 2010).

Die Veröffentlichung persönlicher Daten hat also erhebliche Konsequenzen für das private und soziale Leben der betroffenen Personen. Es vereinfacht die Zielobjekt- und Informationssuche für Kriminelle und bietet einen vereinfachten Startpunkt für die Planung von Verbrechen, wie der Fall der Reemtsma-Entführung zeigt.

Natürlich kann jeder Bürger Opfer eines Verbrechens werden, aber durch einfach Schutzmaßnahmen und Vorsicht in finanziellen Angelegenheiten wird das Risiko minimiert. Folglich sind die auf der Liste platzierten Unternehmer einem erhöhten Risiko ausgesetzt, da ihr „Marktwert“ komprimiert und gelistet veröffentlich wird.

Quellen:

Beeger , B. (November, 23, 2013).  Gottes Sendbote. Frankfurter Allgemeine Zeitung. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/krimi-doku-bei-3sat-gottes-sendbote-12676513.html

Amann, S. und Tietz, J. (Juli, 29, 20010). Aldi-Entführung: Zwölf Tage, die zwei Milliardäre zum Schweigen brachten. Spiegel Online. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/aldi-entfuehrung-zwoelf-tage-die-zwei-milliardaere-zum-schweigen-brachten-a-708950.html

FrankfurterAllgemeine Zeitung. ( Juli, 28,2010). Aldi – Gründer Albrecht. Die Aldi Entführung. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/aldi-entfuehrung-zwoelf-tage-die-zwei-milliardaere-zum-schweigen-brachten-a-708950.html

Quellenangaben
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Uwe Gerstenberg
Uwe Gerstenberg, geboren 1961 in Berlin, schied 1987 als Offizier aus der Bundeswehr aus. Als Militärpolizist war er national und international im Einsatz und in den letzten Jahren seiner Dienstzeit in der Sicherungsgruppe des Bundesministeriums für Verteidigung beschäftigt. Uwe Gerstenberg ist seit nun mehr als 30 Jahren in der privaten Sicherheitswirtschaft in leitender Funktion tätig und war u. a. Sicherheitsverantwortlicher für eine internationale Unternehmensgruppe. Nach dem Wechsel in die Dienstleistungsbranche führte ihn sein beruflicher Werdegang in unterschiedliche Sicherheitsunternehmen als Niederlassungsleiter, Prokurist und Geschäftsführer. Als Mitgründer und Geschäftsführender Gesellschafter leitet er seit 1997 die consulting plus Unternehmensgruppe und ist zudem Geschäftsführer weiterer Tochterunternehmen. 2001 gründete er das damalige Institut für Terrorismusforschung & Sicherheitspolitik, dem heutigen Institut für Krisenprävention, IFTUS. Seit 2003 ist Uwe Gerstenberg u. a. Stiftungs- bzw. Kuratoriumsmitglied im Deutschen Forum für Kriminalprävention und war von 2009 bis 2014 Vizepräsident des Kuratoriums. Ferner ist er Mitglied im Security-Beirat der Messe Essen und im Anwenderrat für Compliance und Integrity. Er vertritt in diversen weiteren Fachverbänden die Interessen der Sicherheitswirtschaft. Uwe Gerstenberg ist Autor zahlreicher Buchbeiträge und Fachartikel.
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